August 2021, Online lesen oder Download [11,4 MB]; Auszug aus dem Inhalt:
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„Der Verkehr muss seinen Beitrag leisten, um gegen die Klimakrise anzukämpfen.“
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Editorial
Ein Stadtteil lebt davon, dass die Menschen einander begegnen. Kinder brauchen Platz zum Spielen, ältere Personen sind oft dankbar für eine Sitzbank, auf der sie sich ausruhen können. Gerade in Corona-Zeiten sehen wir, wie wertvoll Begegnungsmöglichkeiten außerhalb geschlossener Räume sind. Und natürlich gehört zu einer lebenswerten Stadt viel Grün. Doch in den Kieler Wohnvierteln erleben wir, dass gerade diese kleinen Dinge zu häufig fehlen. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, nimmt dafür umso mehr wahr, was vorhanden ist. So fällt einem vielleicht auf, wie viel Raum parkende Autos einnehmen. Und so wichtig es für Pendler*innen auch ist, ihr Auto nach der Arbeit abstellen zu können, müssen wir uns doch klar machen: Bei begrenzter Fläche in der Stadt gilt aktuell leider, dass es mehr Platz für Menschen nur durch weniger Platz für Autos geben kann.
Und damit wird aus diesem unscheinbaren Problem plötzlich ein handfester Verteilungskonflikt. Wenn öffentlicher Raum für private Fahrzeuge verwendet wird, die den Großteil des Tages ungenutzt herumstehen, haben Menschen ohne Auto und die Allgemeinheit nichts davon. Gerade in der vergleichsweise flächenarmen Stadt Kiel interessiert uns deshalb als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten: Wie verteilen wir den Platz in der Stadt gerechter? Wie essentiell diese Frage ist, wissen nicht zuletzt Rollstuhlfahrer*innen: Sie werden im schlimmsten Fall so blockiert, dass sie sich nicht eigenständig durch die Stadt bewegen können und damit in ihrer Teilhabe eingeschränkt werden. Das konnte unser Ortsbeiratsvorsitzender Fabian Winkler bei einem inklusiven Ausflug selbst erfahren (S. 6).
Manchmal brauchen wir etwas Fantasie, um uns vorzustellen, wie es auch anders gehen könnte. Gezeigt hat dies das Straßenfest in der Metzstraße Anfang Juli: Für einen Tag war die Straße für den Autoverkehr versperrt und viele Menschen haben den Platz genutzt, um zusammen Musik zu machen, zu tanzen und zu spielen. Für den Anfang aber brauchen wir oft gar nicht viel Platz für schöne Dinge: Wenn man nur einen Parkplatz nutzt, um dort eine Sitzgelegenheit zu bauen, können alle die Straße aktiv nutzen. Dies ist die Idee der Interessengemeinschaft “Französisches Viertel”. Eine schöne Idee für den Stadtteil, die sogar noch weniger Platz braucht, hatte eine WG aus der Fleethörn. Beide Projekte stellen sich auf S. 8 vor.
Kaum ein Thema lässt sich so stark auf kommunaler Ebene beeinflussen wie die Verkehrspolitik. Als Ortsverein haben wir deshalb beschlossen, dieses Thema anzugehen. Aber wie bei allen großen Projekten braucht man verlässliche Rückendeckung in der Bundespolitik.
Damit mehr Menschen auf das eigene Auto verzichten können, müssen wir die Alternativen stärken – den Radverkehr sicherer machen, den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und Carsharing fördern. So erreichen wir eine Verkehrswende, von der die Umwelt und vor allem alle Verkehrsteilnehmer*innen profitieren. Davon sind auch Mathias Stein, unser Fahrradabgeordneter im Bundestag, und Max Dregelies, Vorsitzender des Kieler Mobilitätsforums, überzeugt (S. 4/5 und 10). Doch was sagt eigentlich ein Fahrrad selbst zu der Idee, dass mehr Menschen umsteigen sollen? (S. 12) Bis 2030 soll es in Deutschland das modernste Mobilitätssystem Europas geben – das hat sich die SPD vorgenommen. Doch dies ist nur eines von vielen zukunftsweisenden Themen, die im Bundestag angegangen werden müssen. Sozial, digital, klimaneutral – das ist der Plan von Olaf Scholz für Deutschland. Auf S. 7 macht er deutlich, warum es bei der Bundestagswahl um eine echte Richtungsentscheidung geht.
Diese Zukunftsfragen wollen wir in dieser Ausgabe angehen – kommt gerne mit uns ins Gespräch!