Verkehrswende? Mit Sicherheit!

Mathias Stein. Seit über vier Jahren setze ich mich im Deutschen Bundestag dafür ein, die Verkehrswende voranzutreiben: Ich möchte, dass mehr Menschen auf klimafreundliche Mobilität umsteigen und dabei mindestens genauso gut an ihr Ziel kommen wie jetzt mit dem eigenen Auto. Gerade in der Stadt ist das Fahrrad eine wichtige Alternative: Auf kurzen Strecken unter fünf Kilometern ist es meist sogar das schnellste Verkehrsmittel.

Mathias Stein, Tempo-30-Schild im Hintergrund
Bild: Olaf Bathke

Doch damit mehr Menschen in Kiel Rad fahren wollen oder ihre Kinder zu Fuß zur Schule schicken, müssen wir die Verkehrssicherheit erhöhen. Als Verkehrspolitiker fühle ich mich der „Vision Zero“ verpflichtet: Das Ziel ist, dass es im Straßenverkehr keine Toten oder Schwerverletzten mehr gibt. Dies sollte Leitbild bei allen verkehrspolitischen Maßnahmen sein.

Eine wichtige Maßnahme für die Erhöhung der Verkehrssicherheit sind Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ich setze mich dafür ein, dass Städte Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit einführen dürfen und Tempo 50 dann nur noch auf Hauptstraßen gilt.

Bisher ist es der Stadt rechtlich nur möglich, Tempo 30 in bestimmten Ausnahmefällen anzuordnen (vor Kindergärten und Pflegeheimen oder in Wohngebieten zum Beispiel). Daher kann die Stadt Kiel vielen Wünschen zur Verkehrsberuhigung von Bürger*innen nicht nachgehen, auch wenn Einigkeit im Ortsbeirat herrscht, dass eine Maßnahme sinnvoll wäre. So gibt es beispielsweise schon lange die Forderung, Tempo 30 in der Rathausstraße (Radfahrende sind hier auf einem Schutzstreifen auf der Fahrbahn unterwegs), in der Eckernförder Straße Höhe Metzstraße/Herderstraße (viele Fußgänger*innen, die hier kreuzen) oder im Kronshagener Weg auf Höhe des Krankenhauses einzurichten.

Wenn flächendeckend Tempo 30 herrscht, erhöht dies die Sicherheit für Radfahrerinnen und Fußgänger beträchtlich. Untersuchungen zeigen, dass in Tempo-30-Zonen etwa 40 Prozent weniger Unfälle passieren als in vergleichbaren Tempo-50-Bereichen. Grund dafür ist, dass bei geringerer Geschwindigkeit die Brems- und Anhaltewege kürzer sind. Kommt es doch zu einem Unfall, so sind die Verletzungsfolgen geringer. Prallt ein Fahrzeug mit 50 km/h mit einem Fußgänger zusammen, liegen die Überlebenschancen des Fußgängers nur bei etwa 30 Prozent. Ist das Auto hingegen mit 30 km/h unterwegs, so liegen die Überlebenschancen bei etwa 90 Prozent.

Wenn wir es schaffen, die Sicherheit für den Fuß- und Radverkehr zu erhöhen, erhöht dies vor allem die Mobilität von Kindern und älteren Menschen. Für mich als Sozialdemokrat ist das Thema Sicherheit im Straßenverkehr ein Herzensanliegen. Denn Mobilität bedeutet gesellschaftliche Teilhabe. Ich möchte, dass Kinder ihren Schulweg selbstständig bestreiten können und ältere Menschen sowie Menschen mit Behinderung die Straßen sicher kreuzen können. Und am Ende gilt natürlich: Fußgänger sind wir alle – egal, ob wir aus dem Bus steigen oder auf dem Weg zu unserem Auto sind.

Seit langem fordern viele Kommunen, dass der Bund ihnen bei der Verkehrsberuhigung mehr Spielraum gibt. So hat die Kieler Ratsversammlung im März beschlossen, dass sich die Stadt Kiel der kommunalen Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ anschließt. Denn Tempo 30 macht die Straßen nicht nur sicherer, sondern auch leiser, die Luft sauberer und die Städte damit lebenswerter.

Mathias Stein