Wieso gibt es eigentlich im ganzen Stadtteil nur einen Bücherschrank und warum keine einzige Bank im Französischen Viertel? Wie soll man zwischen den geparkten Autos noch über die Kreuzung an der Weißenburgstraße kommen und wären nicht Blumenkübel hier auch total schön?
Das haben wir uns auf unseren täglichen Wegen hier im Stadtteil immer wieder gefragt und dann beschlossen, dass „da doch mal jemand was machen müsste“.
Wir – das sind eine WG in der Fleethörn und ein paar Leute aus dem Französischen Viertel. Und wir sind offenbar diejenigen, die jetzt mal was machen. Kennen gelernt haben wir uns bei der Sitzung des Ortsbeirats Schreventeich/Hasseldieksdamm im Februar 2021. Bei der Sitzung durften wir unsere Anträge für den Bügerfonds „Gemeinsam Kiel gestalten 2021“ vorstellen und sind so zu Freund*innen und Mitstreiter*innen geworden.
Wir haben für zwei Projekte Geld beantragt, um mit unseren Ideen gemeinsam Kiel zu gestalten.
Anträge stellen können Vereine und Stadtteilinitiativen oder auch Privatpersonen. Und so wurde aus Ideen, die am WG-Tisch und bei Treffen im Freundeskreis entstanden sind, zwei Stadtteilinitiativen.
Ein Parklet im Französischen Viertel:
Wir vom Französischen Viertel wollen die Aufenthaltsqualität im Viertel erhöhen und beschäftigen uns mit der Gestaltung des öffentlichen Raums, der Verkehrswende und Partizipation. Deswegen haben wir ein Parklet beantragt. Ein Parklet ist eine kleine öffentliche Terrasse, die auf einem Parkplatz auf der Straße errichtet wird. Wir wollen also die Fläche von einem PKW-Parkplatz (ca. 2x5m) in einen kleinen Park (engl. Parklet) verwandeln. In Kiel gibt es dafür bereits Beispiele in Gaarden oder auch in der Hansastraße, jedoch gehören diese Parklets oft zu Cafés und sind somit nicht für alle frei zugänglich. Wir wollen aber einen Ort schaffen, an dem jede*r sich setzen, die Sonne genießen oder ein bisschen schnacken kann. So werden wir den ersten Ort im Viertel schaffen, an dem man auf der Straße einfach mal verweilen kann. Um einen schönen Ort nicht nur für Menschen, sondern auch für Insekten zu schaffen, werden wir das Parklet bepflanzen. Auf dem Parklet sollen sich Nachbar*innen begegnen, Blumen blühen oder vielleicht auch mal ein Mini-Konzert stattfinden (nach Corona natürlich!). Wir wollen also den Platz von einem geparkten Auto gegen ein bisschen mehr Lebensqualität für alle tauschen.
Ein Bücherschrank am Schreventeich:
Ums Tauschen geht es auch bei unserer Idee. Wir haben uns in der WG gefragt, warum es in fast allen Städten auf der Welt, und teilweise auch in Kiel, öffentliche Bücherschränke gibt, aber gerade hier am Schreventeich nur einen einzigen in der Geibelallee? Gleichzeitig gibt es unzählige „Zu-verschenken“-Kartons, in denen tolle Bücher übersehen oder bei Kieler Wetter nass werden.
In einem Schrank sind sie geschützt. Eigene Bücher können gegen andere eingetauscht werden. So wird alten, ungeliebten oder ausgelesenen Büchern ein zweites und drittes Leben ermöglicht, ohne im eigenen Regal zu verstauben. Unsere nachhaltige Bücherbox soll mit 1x1qm so kompakt wie eine Telefonzelle sein und an der alten Mu entstehen. Gebaut wird sie mit Materialien aus Werften und Schreinereien in Kiel, die sonst weggeworfen würden. Auf ein Gerüst aus schnell nachwachsendem Nadelholz kommt eine Verkleidung aus witterungsbeständigen Resthölzern, zum Teil in Form von Insektenhotels. Dazwischen kommen Plexiglasabschnitte und Mosaike aus Marmeladengläsern als Fenster. Obendrauf kommt ein begrüntes Dach mit Blumenwiese, damit die Insekten auch was zu futtern haben. Unsere Konstruktion funktioniert komplett ohne Lack oder Kleber. Dadurch kann die Bücherbox am Ende ihrer langen Lebensdauer auseinandergebaut und getrennt entsorgt werden.
Mit dem Büchertausch und den recycelten Baustoffen wollen wir ein nachhaltiges Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzen. Außerdem möchten wir auf Infotafeln über nachhaltiges Bauen informieren und darüber, wie man es der Natur in unserer Stadt ein bisschen einfacher machen kann. Nach dem Schwarzes-Brett-Prinzip ist auch eine Tafel angedacht, die zum Austausch innerhalb der Nachbarschaft genutzt werden kann.
Wer Lust bekommen hat uns bei der Finanzierung (denn leider haben wir das Fördergeld der Stadt nicht erhalten) oder beim Bauen der Bücherbox zu unterstützen, kann sich gerne bei uns melden: buchbox.kiel@nullgmail.com
Vielleicht habt ihr ja auch schon vom Parking Day gehört, den wir zusammen mit dem VCD Kiel im Juli in der Metzstraße veranstaltet haben. Da war das Motto: Autos raus – die Straße wird zum Wohnzimmer. Wir hoffen, dass das Parklet auch ein kleines Wohnzimmer für unser Viertel wird! Und wer weiß, vielleicht finden wir ja auch noch einen Quadratmeter, auf dem wir zusammen noch eine Buchbox hier vor Ort errichten können.
Unser Fazit ist: Es macht wirklich Spaß sich einfach mal mit den eigenen Ideen einzubringen und wir arbeiten mit viel Muße daran, dieses Engagement zu verstetigen. Ihr könnt unsere Aktivitäten auf Instagram verfolgen und uns auch gerne eine Email schreiben. Oder ihr kommt am besten gleich bei unserer nächsten Aktion vorbei!
CAROLIN KAUBKE
IG Französisches Viertel
Instagram: @ig.franzoesischesviertel
Mail: ig.franzoesischesviertel@nullposteo.de
ANTONIA KUNERT
LYLI CHIN
Buchbox