Die unterschätzte Kraft

Mathias Stein. Warum nicht mal das Auto, den Bus oder das Fahrrad stehen lassen und stattdessen zu Fuß durch die Stadt gehen? Wir wollen, dass das Zufußgehen in ganz Kiel barrierefrei möglich ist. Hierfür bedarf es sorgfältiger Planung und noch vieler baulicher Maßnahmen.

Nach der jüngst erschienen Studie „Mobilität in Deutschland 2017“ legen die Deutschen 22 Prozent ihrer Wege zu Fuß zurück. Bei der Diskussion um die Reduzierung von Treibhausgasen, Stickoxiden und Feinstaub taucht immer wieder die Bedeutung des Radverkehrs und des öffentlichen Nahverkehrs auf. Wege zu Fuß werden leider meist vernachlässigt – zu Unrecht. Dabei hat Kiel das Potenzial auch eine Stadt der Fußgängerinnen und Fußgänger zu sein. Warum nicht mal das Auto, den Bus oder das Fahrrad stehen lassen und stattdessen zu Fuß durch die Stadt gehen?

Ich bin am Blocksberg in Kiel aufgewachsen. Zwischen Brunswiker Straße und dem Kleinen Kiel habe ich meine ersten Schritte zu Fuß unternommen. Dabei habe ich nicht nur spannende Wege ohne störende Autos wie die Blocksbergtreppe, die Beamtenlaufbahn oder den Philosophengang entdeckt, sondern konnte auch so manches Gebüsch erkunden. Noch heute genieße ich es mitten in der Stadt zu leben und dabei immer ordentlich „Grün“ um mich zu haben. Zu Fuß lassen sich hier wunderschöne Fotomotive einfangen. Bei Sonnenschein pausiert es sich auf Bänken rund um den Kleinen Kiel besonders schön.

Neben dem Grüngürtel Kiels lässt es sich auch sehr schön an der Holtenauer Straße schlendern. Ob Kind oder schon Senior – die Schaufenster der Einzelhändler sind lohnende Zwischenziele auf dem Spaziergang. Vom Dreiecksplatz bis zum Metrokino bewege ich mich gern. Dabei genieße ich es, Menschen zu treffen, ein kleines Schwätzchen zu halten oder zu shoppen.

Zugegeben: Als junger Fahranfänger bin ich tatsächlich gern vom Blocksberg bis in die Holtenauer Straße mit dem Auto gefahren. Knapp einen Kilometer bewegte ich das Auto und kaufte dabei oft nicht mehr als in eine kleine Einkaufstasche passte. Mittlerweile bevorzuge ich das Fahrrad oder die eigenen Füße.

Für die Strecke vom Dreiecksplatz bis zum Brauereiviertel mache ich mir häufig an Wochenenden den Spaß und versuche schneller ans Ziel zu gelangen, als wenn ich mit dem Bus gefahren wäre. Häufig gelingt mir das – gerade wenn ich wie am Wochenende 10 Minuten oder mehr auf den Bus hätte warten müssen. Meist belohne ich mich nach dem Fußmarsch am Ziel mit einem Kaffee und einem Stück Torte.

Versuchen Sie es doch auch mal. Wenn ich Zeit habe begleite ich Sie und gebe gern das Stück Torte aus. Denn gerade beim Zu-Fuß-Gehen kann man sich vortrefflich unterhalten.

 

Fußverkehr schnell und einfach sicherer machen!

Wir wollen, dass das Zufußgehen in ganz Kiel barrierefrei möglich ist. Hierfür bedarf es sorgfältiger Planung und noch vieler baulicher Maßnahmen. Allerdings haben wir bereits jetzt ein gut ausgebautes, breites Fußwegenetz. Leider stehen diese Fußwege aber an vielen Stellen in der Stadt dem Fußverkehr nur noch zum Teil zur Verfügung: Durch parkende Autos haben wir viele zusätzliche Barrieren erst geschaffen. Dies können wir allerdings schnell und unkompliziert wieder abbauen. Wir wollen daher für eine kurzfristige Verbesserung des Fußverkehrs an zwei Stellen ansetzen: Falschparken muss durch erhöhte Kontrollen unattraktiver werden und legales Gehwegparken müssen wir dort einschränken, wo es den Fußverkehr zu stark behindert.

Am 02.03.2019 haben wir diese Forderungen auf unserem Kreisparteitag beschlossen.

Mathias Stein